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Nachdenkliches zur Kirchentagseröffnung Offener Brief von Werner Dierlamm

Offener Brief

  1. Juni 2015 Fronleichnam, Evangelischer Kirchentag in Stuttgart

Sehr geehrter Herr Landesbischof, lieber Herr July,

gestern Morgen las ich aus dem Kapitel Segen und Fluch, 5. Buch Mose 28,  den ersten Teil der schrecklichen, unerträglich langen Fluchworte, heute Morgen den zweiten Teil.

Gestern fing ich auch an, das Buch  „Entrüstet euch!“ zu lesen, das von Margot Käßmann und Konstantin Wecker herausgegeben wurde. Es enthält auch das Gedicht von Wolfgang Borchert, das er 1947 geschrieben hat: DANN GIBT ES NUR EINS! Der erste Teil des Gedichts ist weithin bekannt. Wenn Menschen in vielen Berufen befohlen wird, an ihrem Ort für die Rüstungsindustrie zu arbeiten, sag NEIN! Der zweite Teil des Gedichts ist viel weniger bekannt. Er beginnt mit den Worten: „Denn wenn ihr nicht Nein sagt, Mütter, dann… Es folgen entsetzliche, unerträgliche Verse über die Folgen eines neuen Krieges, der mit solchen Waffen ausgefochten wird.

Gestern Abend sahen wir, meine Frau und ich, im Fernsehen den Eröffnungsgottesdienst zum Kirchentag auf dem Stuttgarter Schlossplatz, in dem Sie die Predigt hielten.  Am Schluss des Gottesdienstes folgten Grußworte. Das erste Grußwort sprach Bundespräsident Joachim Gauck. Es war offenbar das erste Mal, dass ein Bundespräsident beim Gottesdienst zur Eröffnung eines Kirchentages eingeladen wurde, ein Grußwort zu sprechen. Mir fiel  bei seinen Worten, dass wir auch bereit sein sollen zu „Kampf und Leiden“, sofort ein: „zum Kriegführen und Sterben.“

Heute Nacht ist mir ist plötzlich der Gleichklang der Fluchworte aus dem Alten Testament und der Fluchworte von Wolfgang Borchert aus dem Jahr 1947 bewusst geworden. Es ist die große Sünde der Nationen, besonders aber der Deutschen Nation, dass sie trotz der entsetzlichen Folgen des Ersten und Zweiten Weltkriegs die Produktion der Kriegswaffen, die von neuem maßloses Elend hervorbringen können, nicht beendet haben. Die Rüstungsproduktion wurde bis zum Jahr 2015 fortgesetzt, ja immer weiter entwickelt, und in ihrer verheerenden Wirkung tausendfach verschärft. Heute sind alle Voraussetzungen für einen Dritten Weltkrieg oder Weltbürgerkrieg, ja für den Untergang der Menschheit, auch durch kriegerische Gewalt, gegeben. Es ist vermessen, diese ständig drohende Möglichkeit zu ignorieren.

Bei der Eröffnung des Kirchentags in Stuttgart hat die evangelische Kirche ihren Auftrag verfehlt.  Sie soll ihre politische Verantwortung im Gegenüber zu den staatlichen Mächten wahrnehmen.

Nicht die Huldigung an die Staatsmacht, sondern die dringende Warnung, einen verhängnisvollen Weg fortzusetzen, ist das Gebot der Stunde.

Ihr Werner Dierlamm

Grenzerfahrung Flucht und Migration als Herausforderung und Chance (Feb. 2015)

Von Jan Gildemeister (Geschäftsführer der AGDF)

Flucht und Migration sind keine neuen Entwicklungen, gerade in der Geschichte Deutschlands. Mancher erinnert sich an das Thema Völkerwanderung im Geschichtsunterricht, die Aufnahme von Hugenotten in Preußen, an politische Flüchtlinge vor dem Terror der Nationalisten oder die Anwerbung von “Gastarbeitern” ab den 1950er Jahren. Ursachen für Flucht und Migration liegen in Armut, Ungerechtigkeit, religiöse und ethnische Intoleranz, Kriege oder Umweltkatastrophen, aber auch in ökonomischen Anreizen.

Über 46 Millionen Menschen registrierte das UN-Flüchtlingshilfswerk 2014, davon mussten allein im ersten Halbjahr 2014 5,5 Mio. ihr Zuhause verlassen, davon 1,4 Mio. auch ihr Land. Nur sehr wenige von ihnen fanden den Weg nach Deutschland. Flüchtlinge haben Schreckliches erlebt und konnten zumeist von ihrem Hab und Gut nichts oder weniges retten; sie sind daher auf Hilfe angewiesen. Häufig können sie nicht (so bald) in ihre Heimat zurückkehren.

Für aufnehmende Länder bedeuten Flucht und auch größere Migrationsströme eine Herausforderung. Länder wie der Libanon wurden dadurch politisch und sozial (weiter) destabilisiert und finanziell und von ihrer Infrastruktur und Ökologie her an ihre Grenze gebracht. Aber selbst für reiche europäische Länder ist die (befristete) Aufnahme von Menschen aus anderen kulturellen und religiösen Kontexten eine Herausforderung. Die besteht nicht primär darin, dass die “Neuen” sich an die Mehrheitsgesellschaft anpassen müssen und eine “Willkommensstruktur” nicht nur aus humanen Gründen erforderlich ist, sondern auch um eine Integration zu fördern. Chance und zugleich notwendig ist vielmehr, dass Bestehendes und “Fremdes” zu etwas gemeinsamen Neuen wachsen – wie beispielsweise die Essenskultur in Deutschland sich in den letzten 50 Jahren radikal verändert hat. Es ist auch nicht die Frage, ob der Islam (mittlerweile) zu Deutschland gehört, sondern welche Bedeutung ihm gesellschaftlich und politisch beigemessen wird.

Gesellschaftlich bedeuten Flucht und Migration eine Grenzerfahrung: Sie bieten beispielsweise die Chance, Deutschland zu einem weltoffenen und friedensfördernden Land weiter zu entwickeln. Vielfalt bereichert nicht nur unsere Speisekarte. Und zugleich sind sie eine Herausforderung. Zuwanderende bringen eine andere Kultur mit. Sie eignen sich als Feindbild – auch um von anderen Problemen und deren Ursachen abzulenken. Und zugleich zeigen beispielsweise die Gewalt gegen Muslimen und Juden sowie der islamistische Terror in Frankreich, dass sie ein Konfliktpotential darstellen – auch angesichts einer immer weiter zunehmenden Globalisierung. Polizeistaatliche Mittel sind ungeeignet, dies zu verhindern – bestenfalls können sie es begrenzen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Gesellschaft – auch Religionsgemeinschaften – sich offensiv mit dem Thema auseinandersetzen und die Chancen betonen, ohne die Herausforderung zu banalisieren. Denn es wäre falsch zu ignorieren, dass für westlich geprägte Menschen die Burka oder generell ein anders geprägtes Verhältnis zwischen den Geschlechtern befremdlich ist. Verständnis, Toleranz und Akzeptanz für die Verschiedenheit von kulturellen oder religiösen Gepflogenheiten sind auf beiden Seiten notwendig, aber es gibt auch Grenzen und Regeln, die akzeptiert werden müssen. So muss Gewalt – ob kulturell (z.B.”Fehdemorde”) oder fremdenfeindlich bedingt – konsequent geahndet werden.

Wer sich mit den Ursachen von Flucht beschäftigt, stößt unweigerlich auf die Frage, was wir damit zu tun haben. Die Antwort ist: erschreckend viel. Kleinwaffen aus Deutschland sind ein Exportschlager: Sie sind sehr geeignet zum Einsatz gegen die eigene Bevölkerung und in (Bürger-) Kriegen. Lebensmittelexporte aus der EU zerstören die subsidiäre Landwirtschaft in vielen Ländern und nehmen vielen Menschen die materielle Grundlage. Ungerechte Weltwirtschafts- und Handelsstrukturen halten Länder arm und berauben gerade jungen Menschen ihrer wirtschaftlichen Perspektive. Wie Untersuchungen zeigen, profitiert die deutsche Wirtschaft selbst von jedem Euro, der in die Entwicklungshilfe geht. Die Aufrechterhaltung unseres hohen Lebensstandards führt u.a. zur Ausbeutung von Rohstoffen und zur Umweltzerstörung. Es ist absehbar, dass die Zahl der sog. Klimaflüchtlinge in den nächsten Jahrzehnten rapide steigen wird. Notwendig sind daher radikale Veränderungen, damit die Zahl der Flüchtlinge nicht weiter wächst, sondern sinkt; sowohl auf der persönlichen Ebene, wie in der Politik und Wirtschaft.

Kirchen oder kirchlich Aktive engagieren sich bereits auf verschiedenen Ebenen: Sie protestieren gegen staatliche Willkür gegenüber Flüchtlingen und für ein liberales Asylrecht. Immer mehr Kirchengemeinden gewähren Flüchtlingen ein sog. Kirchenasyl, um sie vor einer Abschiebung in ein (Heimat-) Land zu bewahren, in dem ihnen Gewalt und Verfolgung drohen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft gegen Rechtsextremismus tritt gegen Fremdenfeindlichkeit – ob unter Christ/innen, in der Gesellschaft oder staatlichen Organen – ein. Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen sorgen sich um Flüchtlinge und setzen sich generell für die Würde von den Schwachen ein. Der interreligiöse Dialog bis hin zu gemeinsamer Friedensarbeit wird gefördert. Und auch die Ursachen für Flucht sind im Blick: Ob im Einsatz gegen ungerechte Strukturen oder durch die Förderung von konkreten Projekten und (kirchlichen und zivilgesellschaftlichen) Initiativen für mehr Frieden und Gerechtigkeit vor Ort. Dabei sind auch Mitglieder der AGDF auf den unterschiedlichen Ebenen (mit) engagiert. Von der Bekämpfung von Fluchtursachen wie Rüstungsexporten, über den Einsatz gegen Rassismus bis hin zur Förderung von einem interkulturellen Verständigung.

Migration wird es immer geben, Deutschland ist angesichts der demographischen Entwicklung auf eine Zuwanderung angewiesen. Die Ursachen für Flucht müssen bekämpft werden, zugleich muss leider davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Flüchtlinge sehr hoch bleiben wird. Eine Abschottung mit Gewalt – beispielsweise der EU-Außengrenzen – ist menschenfeindlich. Entscheidend ist daher, wie Staat und Gesellschaft auf Flucht und Migration reagieren. Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, dass Herausforderungen bewältigt und Chancen zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands genutzt werden.

Ökumenische FriedensDekade sichtbar machen Beispiel: Schaukastengestaltung

Ein gelungenes Beispiel, wie mit einfachen Mitteln auf die Anliegen der Ökumenischen FriedensDekade aufmerksam gemacht werden kann, schickte uns jüngst Frau Sonya Weise aus Karlsruhe.

Wie in den Jahren zuvor hat Sie in Vorbereitung auf die diesjährige Ökumenische FriedensDekade den lokalen Schaukasten gestaltet. Gerne geben wir die Anregung als Impuls an Gemeinden und Initiativen weiter.

Gottesdienstentwurf zum 11. September 10 Jahre nach dem Attentat auf das World Trade Center in New York

Was tun 10 Jahre nach 9/11? Wie predigen an diesem Sonntag?

Einen Gottesdienstentwurf mit Predigtmeditation zum vorgeschlagenen Predigttext Jes. 29, 17 – 24  (12. Sonntags nach Trinitatis) steht im Internet auf der Seite des Zentrums Ökumene www.zentrum-oekumene-ekhn.de zur Verfügung.

Er kann auch telefonisch bestellt werden: 069 / 97 65 18 56.

Der Gottesdienstentwurf und weitere Anregungen zur Gestaltung des Sonntags und der Auseinandersetzung mit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurden erarbeitet von der Pfarrerin für Friedensarbeit im Zentrum Ökumene, Mechthild Gunkel und dem Stadtkirchenpfarrer an St. Katharinen in Frankfurt, Werner Schneider-Quindeau.

Der Gottesdienstentwurf kann auch hier herunter geladen werden:

Impuls_2014_Gottesdienstentwurf_911

Gier Macht Krieg Impulstext zum diesjährigen Motto

Entwicklung einer Perversion

Ich habe ausreichend
Du hast ausreichend
Wir haben ausreichend

Ich will mehr haben
Du willst mehr haben
Wir wollen mehr haben

Ich will mehr haben als du hast
Du willst mehr haben als ich habe
Wir wollen mehr haben als Andere haben

Ich will viel mehr haben als du hast
Du willst viel mehr haben als ich habe
Wir wollen viel mehr haben als Andere haben

Ich will immer noch mehr haben als Andere habe
Du willst immer noch mehr haben als Andere haben
Wir wollen immer noch mehr haben als Andere haben

Ich will mein Hab und Gut geschützt haben
Du willst dein Hab und Gut geschützt haben
Wir wollen unser Hab und Gut geschützt haben

Ich will mein Hab und Gut besser geschützt haben
Du willst dein Hab und Gut besser geschützt haben
Wir wollen unser Hab und Gut besser geschützt haben

Ich will mein Hab und Gut besser schützen lassen als du es kannst
Du willst dein Hab und Gut besser schützen lassen als ich es kann
Wir wollen unser Hab und Gut besser schützen lassen als Andere es können

Ich will mein Hab und Gut besser schützen lassen ohne Rücksicht auf Andere
Du willst dein Hab und Gut besser schützen lassen ohne Rücksicht auf Andere
Wir wollen unser Hab und Gut schützen lassen ohne Rücksicht auf Andere

Wir müssen unser Hab und Gut total schützen lassen
Koste es was es wolle –

von Gerhard Bemm

Gier Macht Krieg oder Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung Impuls zum Motto von Jan Gildemeister

Die Verfasser waren Realisten: Menschen werden in der Bibel immer wieder mit Habgier, Machtgier, Unterdrückung und Gewalttätigkeit in Verbindung gebracht (z.B. Jer. 22,17). Jakobus wirft den Gemeindemitgliedern vor, dass ihre Gier nach Macht, Recht zu bekommen und den eigenen Vorteil zu Streitigkeiten bis hin zu Krieg führt. Damit verbindet er das individuelle Streben mit der gesellschaftspolitischen Ebene.

Ein Blick in die Medien bestätigt die in der Bibel beschriebenen Erfahrungen: Der Bundespräsident wirft den Banken und der Politik vor, aus der Finanzkrise nicht gelernt zu haben. Der GAU beim Atomkraftwerk Fukushima wäre vielleicht nicht passiert, wenn sich mit Atomkraft nicht so große Gewinne – zu Lasten der Allgemeinheit und der Umwelt – erzielen ließen und die staatliche Aufsicht besser funktioniert hätte. Der Aufbruch in Nordafrika bringt ins öffentliche Bewusstsein, dass die westlichen Staaten jahrzehntelang akzeptierten, dass in Ägypten, Tunesien oder Libyen Machthaber ihr Volk unterdrückten, da die wirtschaftlichen Beziehungen florierten und das Erdöl preiswert floss. Fleißig wurden auch von deutschen Firmen Waffen verkauft, die in Libyen zur brutalen Aufstandsbekämpfung eingesetzt wurden. Das FDP-Entwicklungsministerium sorgt sich weniger darum, dass die weltweite Armut bekämpft wird und gewaltfreie Mittel der Konfliktbearbeitung Vorrang bekommen. Nein, Ziel ist es primär, durch das Engagement von China im Streben um den preiswerten Zugang zu Rohstoffen und gute Geschäfte mit häufig undemokratischen Regierungen afrikanischer Staaten nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Die Gier nach Reichtum schlägt sich im kapitalistischen Wirtschaftssystem im Streben von Aktiengesellschaften nach Gewinnmaximierung nieder. Durch Militär sollen Einflusszonen gesichert werden, um letztlich unseren Reichtum zu sichern. Und die Machtlosen, Ärmsten sowie die natürliche Umwelt bleiben auf der Strecke.

Ist dies der Lauf der Dinge? Gibt es dazu keine Alternativen?

Die Verfasser der Bibel sind deutlich: Gier wird verdammt und Gerechtigkeit an die erste Stelle gesetzt. Der „Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ ist quasi die Antiposition zu Gier Macht Krieg. Wer nach Gerechtigkeit strebt, will nicht seinen Reichtum vermehren, wem Mitmenschen und Umwelt am Herzen liegen, der verzichtet auf Streit und extensiven Ressourcenverbrauch. Und die Kirchen fordern, dass sich analog die Prioritäten für Wirtschaftsstrukturen und Politik verschieben. Der Konziliare Prozess wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen Ende der 1980iger Jahre beschlossen und hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Die Dekade zur Überwindung von Gewalt, die im Mai 2011 mit der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation in Jamaika offiziell ihren Abschluss fand und an der sich weltweit viele Kirchen und Gemeinden beteiligt haben, ist eine Konkretion des Konziliaren Prozesses.

Es bleibt die nüchterne Frage: Was hat sich in den letzten 25 Jahren verändert? Ist das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden für die Kirchen wichtiger geworden? Gibt es weniger Kriege und mit Waffengewalt ausgetragene Konflikte in der Welt? Geht es den Ärmsten, den Flüchtlingen besser, hat die Umweltverschmutzung abgenommen? Die allgemeine Antwort darauf lautet: Es gibt Fortschritte, aber auch viele Fehlentwicklungen.

Entscheidend ist aber, dass wir als Christinnen und Christen aufgefordert sind, Verantwortung zu übernehmen, für unsere Lebensführung, für unsere Umwelt und für die Gesellschaft. Und da hilft es wahrzunehmen, dass wir nicht alleine auf dem Weg sind. Eine Vielzahl von Initiativen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ermutigt und schafft Möglichkeiten, sich konkret zu engagieren. Dazu gehören die 35 Mitgliedsorganisationen der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).

Durch Kurse der Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion KURVE Wustrow werden Menschen aus aller Welt in ziviler Konfliktbearbeitung praxisnah geschult. Der Oekumenische Dienst Schalomdiakonat in Wethen begleitet von ihm qualifizierte Fachkräfte im In- und Ausland fachlich bei ihrer Konfliktarbeit. Junge und ältere Menschen aus verschiedenen Ländern leisten in mehrmonatigen Freiwilligendiensten von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste einen konkreten Versöhnungsdienst. Über 20 Ausstellungen der Friedensbibliothek / Antikriegsmuseum, Berlin werden in Deutschland, aber auch in benachbarten europäischen Ländern in Kirchen oder öffentlichen Einrichtungen gezeigt und informieren jährlich zigtausend Besucher/innen über Persönlichkeiten, die sich für Verfolgte und Benachteiligte und gegen Krieg eingesetzt haben. Durch Projekte der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden setzen sich Schüler/innen beim Bau von Lehmhütten „nebenbei“ mit Fragen von Umweltschutz, Ungerechtigkeit und mit unterschiedlichen Religionsgemeinschaften auseinander. In Workcamps des christlichen Friedensdienstes yap-cfd verbinden Jugendliche aus verschiedenen Ländern die praktische Arbeit für soziale Projekte mit gemeinsamer Freizeitgestaltung und dem inhaltlichen Austausch in sog. Studyparts. Speziell qualifizierte Erzieherinnen tauschen sich initiiert vom Friedenskreis Halle mit palästinensischen Kolleginnen über ihre jeweilige gewaltpräventive Arbeit in Kindergärten aus.

Das Motto der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade legt den Finger in die Wunden, weist auf grundlegend Verkehrtes hin. Zugleich wird deutlich, dass „Gier Macht Krieg“ von Gott nicht gutgeheißen werden und es Alternativen gibt, denen wir Christinnen und Christen verpflichtet sind.

Wer bist Du Ein Text in Anlehnung an Psalm 8 von Gerhard Bemm

PSALM 8 (nicht nur ein Gegenpsalm)

Wer bist DU
in deiner Abwesenheit
DU
dessen Name vergessen wird in allen Landen

In Planquadrate ist die Erde aufgeteilt
die Würde des Menschen
mit einer Verwaltungschiffre verdeckt
preisgegeben
den ideologischen Klischees
und ausgeliefert
der Angst
dem Neid
und der Rachgier des Mächtigeren

Im Dunst der Städte beginnen
vom Nichts gejagt
die Menschen die Reste deines Odems
auszuhusten
an den Folgen ihrer Ausdünstungen
beginnt Natur zu sterben
und Ekel breitet sich aus

Sinnlos ist es geworden
den Erdkreis noch
als Wunder deiner Schöpfung zu bestaunen
denn was verstanden wird
aus sich selbst entstanden zu sein
wird in sich selbst zerbrechen

Du hast den Menschen gehen lassen
nun treibt er sich selbst
wie DU zu werden
er preist seinen selbst gewählten Niedergang

Immer leiser werden die Stimmen
die die Botschaft deines Vermächtnisses
zu bewahren haben
und wir fragen
ob deine Abwesenheit erst beendet
wenn unser Niedergang vollkommen ist

Bist DU noch für uns
in deiner Abwesenheit
DU
dessen Name vergessen wird in allen Landen

Gerhard Bemm

Mutig für Menschenwürde Impuls von Jan Gildemeister, Geschäftsführer der AGDF

Was sind Ihre ersten Assoziationen, wenn Sie an mutige Menschen denken, die sich für die Menschenwürde – ihre oder/und die anderer – einsetzen? Denken Sie an diejenigen, die sich in Ägypten oder Tunesien für die Ablösung der alten Regime, für Demokratie und gegen Willkür engagieren? Oder an Mahatma Gandhi oder Martin Luther King, für die das erlebte Unrecht Grund war, sich gewaltfrei für Menschenrechte und Gerechtigkeit einzusetzen?

In vielen Ländern gibt es Menschen, Gruppen, Organisationen oder Bewegungen, die sich mutig für mehr Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, die ihre jeweiligen Machthaber gewaltfrei unter Druck zu setzen, die Würde der Menschen vor (staatlicher) Willkür und (wirtschaftlicher) Ausbeutung zu schützen.

Den vollständigen Impuls lesen Sie in diesem PDF:

Impuls_2014_Mutig-fuer-Menschenwuerde

7. Dessauer Friedenslauf Tolle Idee sucht Nachahmer

Am 06. November 2011 wird der nunmehr 7. Dessauer Friedenslauf gestartet.

In den zurückliegenden Jahren hat sich der Friedenslauf als sportlicher Jahresabschluss etabliert, der – im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade – auch immer wieder Gemeinsinn und Engagement für wichtige Themen darstellt. Das Einzigartige des Dessauer Friedenslaufes ist die Kooperation von Instititutionen, Vereinen und Wirtschaft an einem Thema. Dieses Thema wird traditionell durch die Ökumenische Friedensdekade vorgegeben und lautet 2011: “Gier Macht Krieg”, kann also aktueller gar nicht sein.

Einen Kurzfilm zum Dessauer Friedenlauf finden Sie auf YouTube.

Weitere Infos als PDF:

Impuls_2014_Dessauer-Friedenslauf